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Heimatverein Kreiensen e.V.
von 1997
Der ICE …. Und er hält doch!
Ein Gastbeitrag von
(Bericht und 3 Bilder)
Im
Fahrplanjahr 2019 tut sich Bemerkenswertes in Kreiensen, dem altehrwürdigen
Eisenbahnknoten im Gande-/Leinetal.
Der Einbecker Stadtteil, der 2011 laut
Wikipedia 2.480 Einwohner meldete, ist neuerdings ICE-Halt.
Das Premiumprodukt
der Deutschen Bahn, das sonst Wien mit Berlin, Zürich mit Kiel und Frankfurt
mit Paris verbindet,
hält nunmehr auch in Südniedersachsen.
Ein Triebzug der Baureihe 411 (ein sogenannter ICE der 3. Generation) fährt dabei nicht über
die bekannte Schnellfahrstrecke Hannover-Göttingen, sondern nimmt die alte,
kurvenreiche Nordsüdstrecke über Elze, Alfeld, Kreiensen und Northeim.
Diese
Trasse sieht die weißen Schnellzüge mit dem roten Band unterhalb der Fenster
üblicherweise nur bei Sperrungen
und Umleitungen der auch mittlerweile in die
Jahre gekommenen, kunstbautenreichen "Neubaustrecke";
so auch
zwischen 14.6. und 11.12.2019.
Puristen wenden nicht ganz zu Unrecht ein, dass es nur ein Zug in Tagesrandlage ist und
die Haltestellen
damit natürlich nicht in einer Liga mit den Metropolen spielen
können. Gleichwohl vermittelt der ICE manchem Nostalgiker
aus Kreiensen einen
Hauch von früherer Bedeutung der Altgemeinde. Vor dem Bau der Schnellfahrstrecke
Ende der 1980er
hielten in dem Dorf mit Prachtbahnhof zu Hochzeiten Fernzüge
mit so klingenden Zielen wie Belgrad oder Kopenhagen, Direktverbindungen gingen
bis nach Konstanz und Flensburg.
Heute ist in Hannover oder Göttingen, Seesen
und Paderborn Endstation.
Vor ziemlich genau dreißig Jahren führte die damalige Deutsche Bundesbahn mit dem InterRegio
ein Produkt ein,
das zwischen Eilzügen und InterCity angesiedelt war. Die
modernisierten, mit babyblauem Fensterband
versehenen Waggons brachten gehobenen
Reisekomfort auch auf Relationen, die abseits der großen Städte
des IC- und
später ICE-Netzes lagen. Mit der Privatisierung und der Regionalisierung des
Bahnverkehrs seit Mitte der 1990er
aber hat sich die DB auf die profitablen
Fernverkehrszüge konzentriert. Viele InterRegio-Linien wurden abgeschafft
oder
in Regionalexpress-Züge - nun bestellt und bezahlt durch die Bundesländer -
umgewandelt.
So verlor auch Kreiensen seinen bis dahin stündlichen Takt mit
Fernverkehrszügen.
Einzelne
Züge wurden unter Beibehaltung des Fahrplans in InterCitys, nun mit Aufschlag,
umgewandelt,
so auch der "Leinetal-IC" am frühen Morgen (nordwärts)
und am späten Nachmittag (südwärts).
Aus Gründen der Fahrzeugdisposition hat
die DB aus dem lokbespannten Wagenzug nun einen ICE-Triebwagen
gemacht -
ebenfalls mit Zuschlag, dafür aber auch mit einem Maß an Komfort,
wie man ihn
im Regionalverkehr längst vergeblich sucht.
Den informellen Titel des kleinsten planmäßigen ICE-Haltepunktes kann Kreiensen
übrigens nicht für sich beanspruchen.
Das kleine Örtchen Züssow, südöstlich von
Greifswald, bekommt es wie Kreiensen ebenfalls zweimal täglich
mit einem ICE zu
tun. Während von Kreiensen aus Hamburg-Altona und Göttingen Endpunkte sind,
handelt es sich hier um die Relation München-Ostseebad Binz (Rügen).
Züssows
Einwohnerzahl wird mit 1.307 (Wikipedia, Stand 2017) angegeben. Der reine
Bahnsinn.
Fotos: Dr. Sebastian Bruns
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