|
Gedenkveranstaltung am 31. Juli 2023
anläßlich des Eisenbahnunglücks in Kreiensen am 31. Juli 1923
(45 Bilder)
Zurück zur Galerieübersicht
Das
Eisenbahn-Unglück in Kreiensen 1923
Hier finden Sie den ausführlichen Artikel |
Hier finden Sie den ausführlichen Artikel |
Vor 100 Jahren ereignetesich im Bahnhof Kreiensen ein überaus folgenschweres Eisenbahnunglück. Der
D-Zug 88 aus Hamburg nach München verursachte am frühen Morgen des 31. Juli
gegen 4.14 Uhr in Kreiensen einen gewaltigen Auffahrunfall auf Gleis 2.
In Kreiensen ist gerade
Schützenfest, das erste nach dem Ersten Weltkrieg.
In der Nacht vom 30. (Montag)
auf den 31. Juli (Dienstag) klingt der vierte Tag des Kreiensener
Schützenfestes stimmungsvoll aus - da ereignet sich auf dem Bahnhofsgelände eine
furchtbare Katastrophe: Der 26-jährige Lokführer des D-88 Hamburg-München hat
das auf HALT stehende Einfahrtssignal überfahren und trifft mit voller Streckengeschwindigkeit
im Bahnhof Kreiensen ein.
Dort legt allerdings ein außerplanmäßig zur
Entlastung eingesetzter sogenannter „Vorzug“ wegen Maschinenschadens einen
unbeabsichtigten Stopp ein. Der „Hauptzug“ fährt also in vollem Tempo
und mit
erheblicher Wucht auf den „Vorzug“ auf. Die letzten 5 Wagen des haltenden
„Vorzuges“
werden durch den gewaltigen Aufprall völlig zerstört. Einer der
Wagen knickt zwei Träger der alten Bahnsteigüberdachung ein, die daraufhin
einzustürzen droht. Die gesamte Westseite des Bahnhofs gleicht einem
Trümmerfeld und bietet ein Bild des Grauens. Die sofort einsetzende Bergung
und
Rettung der verletzten und toten Passagiere gestalteten sich äußerst schwierig.
Es wird eine engagierte Gemeinschaftsaktion aus Eisenbahnern, Reisenden, der
erst vor wenigen Monaten gegründeten Sanitäts-Kolonne Kreiensen sowie den
herbeigeeilten Feuerwehren aus Kreiensen
und den umliegenden Dörfern.
Große Verdienste erwirbt
sich auch die Firma Burgsmüller bei der Rettungsaktion. Mitarbeiter werden mit
Werkzeugen und Schweißgeräten sofort zur Unfallstelle geschickt.
Mit zwei
kurzfristig eingesetzten Hilfszügen können Schwer- und Schwerstverletzte in die
Universitätsklinik nach Göttingen transportiert werden.
Diese Katastrophe mit
mehr als 50 Toten und vielen Verletzten ist das bis dato folgenschwerste
Zugunglück der deutschen Eisenbahngeschichte.
Am 4. August 1923 werden
19 Tote des großen Eisenbahnunglücks auf dem Friedhof in Kreiensen beigesetzt.
Der Trauerzug wird von mehr als 250 Eisenbahnern in Bahnuniform begleitet. Vereine,
Behörden, Angehörige und viele Einwohner/innen gehören dem Trauerzug an. Im gesamten
Ort sind
die Fahnen auf Halbmast gesetzt und mit Trauerflor versehen.
Noch im Dezember 1923
findet im Speisesaal des Bahnhofs Kreiensen die Gerichtsverhandlung
gegen den
Lokführer des D-88 statt.
Er wird angeklagt wegen „Nichtachtung des auf HALT
stehenden Signals des Bahnhofs Kreiensen“.
Der Auffahr-Lokführer
sagt aus, dass er das Vorsignal nicht gesehen habe („Es flog mir etwas ins
Auge, vermutlich Kohlenstaub“) und das auf HALT stehende Hauptsignal erst erkennen
konnte, als er durch die Kurve vor dem Bahnhof fuhr. Die daraufhin betätigten
Schnell- und Zusatzbremse sowie der Sandstreuer schlugen jedoch nicht mehr
rechtzeitig an.
Die Richter verurteilen
den Angeklagten schließlich wegen Fahrlässigkeit zu 1 Jahr und 8 Monaten
Gefängnis und zur Übernahme der Kosten des Verfahrens. Die Sichtbehinderung des
Angeklagten
durch Kohlenstaub wird als strafmildernd anerkannt. Vorherige
Straffreiheit und vorzügliche
Zeugnisse wirken sich ebenso positiv auf das
Strafmaß für den Angeklagten aus.
Aus Anlass der 100jährigen Wiederkehr des Eisenbahnunglücks richtete der
Heimatverein Kreiensen
am 31. Juli 2023 um 18.00 Uhr auf dem Kreiensener
Bahnhofsvorplatz
eine Gedenkfeier für die Opfer der Katastrophe aus.
Copyright © 2023 Heimatverein Kreiensen e.V. von 1997